5. AKT – Sieg gegen alle Wahrscheinlichkeit

Victor Muller jedoch ließ nicht locker. Mit bemerkenswertem Rund-um-die-Uhr-Einsatz konnte er binnen kürzester Zeit ein optimiertes Angebot vorlegen und war tatsächlich wieder im Spiel. Trotz ständig auftauchender neuer Probleme zeigte Muller gegenüber GM ein herausragendes Verhandlungsgeschick. Später berichtete er dann: „Wenn wir zwei Probleme und Anforderungen gelöst hatten, tauchten stets vier neue auf.“

Am 8. Januar 2010 dann die Sensation: „Interessenten reißen sich um Saab“, „Formel-1-Chef Bernie Ecclestone will Saab retten“. Sollte Saab doch mehr sein als eine weitere verlorene Automarke unter vielen anderen? Jetzt übeschlugen sich die Ereignisse.

Während der Mutterkonzern den Liquidationsprozess vorantrieb, gab es hinter den Kulissen von GM offenbar widerstrebende Ansichten und neue Forderungen. Parallel liefen weitere Verhandlungen mit der EIB (Europäische Investitionsbank) und der eher hinhaltend agierenden schwedischen Regierung.

Zur selben Zeit formierten sich weltweit tausende Saab-Fahrer zu öffentlichen Konvois, um stellvertretend den unbedingten Überlebenswillen ihrer Marke zu bekunden. Von New York über Paris bis Shanghai, von St. Petersburg bis in die Niederlande. Von den Metropolen bis in die entlegensten Winkel zeigten Enthusiasten ihre Entschlossenheit: „SAVE SAAB“.

So ergab sich im Januar/Februar 2010 eine an Dramatik kaum zu steigernde Szenerie. In Schweden bangten samt der Zulieferbetriebe 10.000 hochqualifizierte Mitarbeiter um ihren Job. Der vom Mutterkonzern initiierte Liquidationsprozess lief unaufhaltsam weiter. Begleitende Äußerungen von GM-Verantwortlichen gaben ebenfalls wenig Anlass zu nennenswerter Hoffnung.

Nichtsdestotrotz entbrannte in letzter Sekunde ein zäher Bieterkampf zwischen den Investoren. Die Verhandlungen gingen weiter und Jan-Ake Jonsson erwies sich hinter den Kulissen wiederum als unersetzliche Persönlichkeit.

Gemeinsam mit Victor Muller gelang es ihm tatsächlich, alle scheinbar unüberwindlichen Hindernisse Schritt für Schritt aus dem Weg zu räumen – auch auf Seiten der beteiligten Regierungen und auf europäischer Ebene (Europäische Investitionsbank).

Am 26. Februar kam nach Monaten des Hoffens und Bangens die erlösende Nachricht: „Kaufvertrag zwischen GM und Victor Muller/Spyker unterschrieben“. Kaum ein Außenstehender hatte noch daran geglaubt – Insider jedoch wussten es schon immer:

Wenn es darauf ankommt, zeigt Saab wahre Stärke.




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